Was ist Lanolin? Was die Wissenschaft über diesen Hautpflege-Inhaltsstoff aus Schafwolle sagt

Schafe, wie wir sie kennen, liefern nicht nur Wolle, sondern auch einen wertvollen Inhaltsstoff für die Hautpflege: Lanolin. Dieses natürliche Wollfett wird seit Jahrhunderten in Cremes und Salben verwendet, von Babypflege bis hin zu medizinischer Wundversorgung. Moderne Forschung hat die traditionelle Nutzung bestätigt und zeigt, dass Lanolin die Haut effektiv vor Feuchtigkeitsverlust schützt und bei extrem trockener Haut unterstützend wirkt. Klinische Studien dokumentieren z.B. messbare Verbesserungen der Hautbarriere, reduzierte Trockenheit und eine förderliche Wirkung bei Lippenrissen und wunden Brustwarzen.

Lanolin verbindet damit traditionelles Wissen mit wissenschaftlicher Evidenz, bietet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten und gilt als gut verträglicher, sicherer Inhaltsstoff in der Hautpflege.

Was ist Lanolin? - Die Grundlagen

Definition und Herkunft

Lanolin, auch bekannt als Wollwachs oder Wollfett, ist ein gelbliches Fett, das aus der Wolle von Schafen gewonnen wird. Es entsteht als natürliches Sekret der Talgdrüsen der Tiere und schützt die Wolle vor Feuchtigkeit, UV-Strahlung und anderen Umwelteinflüssen. In der Hautpflege nutzt man diese schützenden Eigenschaften, um trockene oder beanspruchte Haut zu pflegen.

Gewinnung und Verarbeitung

Lanolin wird während des Wollwaschprozesses extrahiert und anschließend gereinigt und raffiniert. Hochwertige Varianten, wie HPA-Lanolin (hochgereinigt), entfernen zuverlässig Pestizid- und Waschmittelrückstände. Diese Reinheit minimiert allergenes Potenzial und gewährleistet eine sichere kosmetische Anwendung.

Chemische Zusammensetzung

Chemisch besteht Lanolin aus einer komplexen Mischung von Wachsestern, Cholesterol und Fettsäuren. Seine Struktur ähnelt menschlichem Talg, was die gute Hautverträglichkeit erklärt. Diese einzigartige Zusammensetzung ermöglicht sowohl Schutz als auch Pflege trockener Haut.

Klassifikation als Emollient

Als Emollient (Weichmacher) wirkt Lanolin gättend und weichmachend. Außerdem bildet es eine okklusive Barriere auf der Haut, schützt vor Feuchtigkeitsverlust und unterstützt die Regeneration. Anders als Humectants zieht es kein Wasser aus der Umgebung, sondern sichert die Feuchtigkeit in der Haut und sorgt somit für ein duales Wirkprinzip von Schutz und Behandlung.

Wissenschaftlich belegte Hautvorteile

Intensive Hautfeuchtigkeit - Was die Studien zeigen

Lanolin hat einen messbaren Effekt auf den trans-epidermalen Wasserverlust (TEWL). Klinische Studien zeigen, dass die Anwendung von Lanolin die TEWL um 20-30 % reduzieren kann, was den Effekt belegt, dass Lanolin die Haut effektiv versiegelt und Feuchtigkeit einschließt. Die Wirkung beruht auf einer semi-verschließenden Schutzschicht, die die Hautoberfläche bedeckt, ohne die Poren zu verstopfen. Vergleichsstudien zeigen, dass Lanolin ähnlich wirksam wie Petrolatum ist, insbesondere bei pathologisch trockener Haut.

Behandlung extrem trockener Lippen - Klinische Evidenz

Bei Krebspatienten mit Chemotherapie-induzierter Lippentrockenheit konnte Lanolin die Trockenheit deutlich reduzieren. Die Lippenrisse wurden sichtbar gelindert, und die Hautregeneration wurde unterstützt. Diese Ergebnisse bestätigen, dass Lanolin auch bei schwerer Hauttrockenheit eine sichere und wirksame unterstützende Therapie darstellt.

Wundheilung - Forschungsergebnisse:

Experimentelle Studien zu Wundheilungseigenschaften:

Experimentelle Studien zeigen, dass Lanolin-basierte Salben die Wundheilung fördern. Dabei wurde wurde eine Stimulation des gesunden Hautgewebewachstums beobachtet, als auch eine erhöhte Kollagenproduktion und eine messbare anti-inflammatorische Wirkung. Somit unterstützt Lanolin die natürliche Regeneration bei kleinen Verletzungen, Schnitten und leichten Verbrennungen.

Vergleichsstudien in der Stillzeit:

In klinischen Studien bei stillenden Müttern mit wunden Brustwarzen zeigte Lanolin vergleichbare therapeutische Effekte wie Pfefferminz- oder Dexpanthenol-haltige Cremes. Hydrogel-Verbände erzielten zwar stärkere Schmerzlinderung, dennoch bleibt Lanolin eine bewährte und gut verträgliche Option. Wissenschaftlich betrachtet ist es wirksam, jedoch nicht die einzige therapeutische Möglichkeit.

FDA-Bewertung und regulatorischer Status:

Lanolin gilt als sicher für kosmetische Anwendungen in Konzentrationen von 12,5 % bis 50 %. Die lange Anwendungsgeschichte dokumentiert eine gute Verträglichkeit. In den USA ist Lanolin zudem als GRAS („Generally Recognized as Safe“) für kosmetische Zwecke eingestuft, was seine Sicherheit zusätzlich bestätigt.

Sichere Anwendung und Dosierung 

FDA-Richtlinien für kosmetische Verwendung

Lanolin gilt als sicher für kosmetische Anwendungen in Konzentrationen zwischen 12,5 % und 50 %. Es ist in verschiedenen Produktkategorien wie Cremes, Lippenpflege und Wundsalben zugelassen. Die lange Anwendungs- und Forschungsgeschichte dokumentiert eine zuverlässige Verträglichkeit bei den meisten Hauttypen.

Qualitätsunterschiede beachten

Die Qualität von Lanolin kann stark variieren. Hochwertige Produkte wie HPA-Lanolin oder Lansinoh sind hochgereinigt, wodurch Pestizid- und Waschmittelrückstände entfernt werden. Durch diese Reinigung wird auch das allergene Potenzial minimiert. 

Tipp: Für dermatologisch sensible Anwender empfiehlt sich Lanolin mit pharmazeutischem Gütezeichen, um maximale Reinheit und Sicherheit zu gewährleisten.

Wichtige Sicherheitshinweise

Personen mit Wollallergie sollten Lanolin meiden. Vor der ersten Anwendung ist ein Patch-Test auf einer kleinen Hautstelle über 24-48 Stunden ratsam. Treten Rötung, Juckreiz oder Ausschlag auf, sollte die Anwendung sofort abgebrochen werden.

Anwendungsempfehlungen

Lanolin sollte auf saubere, leicht feuchte Haut aufgetragen werden. Bereits kleine Mengen reichen aus, um die Haut effektiv zu pflegen. Bei Bedarf kann die Anwendung mehrmals täglich erfolgen, besonders wirksam ist sie über Nacht, wenn die Haut regeneriert.

Lanolin in kommerziellen Produkten

Produktkategorien mit Lanolin

Lanolin findet sich in verschiedensten Hautpflegeprodukten. Lippenpflegestifte enthalten es als Hauptinhaltsstoff und Handcremes nutzen es für sehr trockene Hände. Babypflegeprodukte wie Wundschutzcremes oder Pflegelotionen setzen ebenfalls auf seine schützende Wirkung. Hochwertige Varianten wie HPA-Lanolin oder Lansinoh bieten besonders reine und allergenreduzierte Formulierungen. Spezielle Cremes für stillende Mütter (z. B. Lansinoh, Purelan) pflegen wunde Brustwarzen. Auch Körperlotionen für trockene, zu Ekzemen neigende Haut, After-Sun-Produkte zur Regeneration nach Sonnenexposition sowie medizinische Wund- und Heilsalben enthalten Lanolin. 

Erkennungsmerkmale auf Inhaltsstofflisten

Auf Verpackungen erscheint Lanolin häufig unter „Lanolin“, „Lanolin Alcohol“ oder „Wool Wax“. In pharmazeutischen Produkten ist auch die lateinische Bezeichnung „Adeps Lanae“ üblich. Produkte kombinieren Lanolin oft mit weiteren Emollienten und tragen Bezeichnungen wie „intensive care“ oder „extra rich“.

Textur und sensorische Eigenschaften

Lanolin wirkt reichhaltig und kann leicht klebrig sein. Es zieht langsamer ein und hat manchmal einen milden, charakteristischen Geruch. Bei sehr fettiger Haut oder für diejenigen, die leichte Texturen bevorzugen, kann es als schwer empfunden werden.

Für wen ist Lanolin geeignet?

Ideale Kandidaten

• Lanolin eignet sich besonders für Personen mit sehr trockener, schuppiger Haut oder für Menschen mit Ekzemen oder Psoriasis, als Teil der Hautpflege. 

• Stillende Mütter profitieren bei wunden Brustwarzen, ebenso Menschen mit chronisch rissigen Lippen. 

• In trockenen Klimazonen oder bei beruflicher Exposition durch häufiges Händewaschen – etwa im Gesundheitswesen oder der Gastronomie – kann Lanolin die Haut effektiv schützen und pflegen.

Weniger geeignet für

Personen mit Wollallergie sollten Lanolin meiden. Menschen, die leichte, schnell einziehende Texturen bevorzugen, oder sehr fettige, akne-neigende Haut finden es möglicherweise zu schwer. Lanolin hat ein moderates Komedogenitätsrating von 2-3 (auf einer Skala von 0-5).

Bei Wollallergie oder anhaltenden Hautproblemen sollte vor der Anwendung von Lanolin professionelle dermatologische Beratung eingeholt werden. 

Besondere Überlegungen

Lanolin gilt in Schwangerschaft und Stillzeit als sicher und kann für Babypflege ab Geburt verwendet werden. 

Hinweis: Für Veganer oder Vegetarier ist es nicht geeignet, da es ein tierisches Produkt ist.

Lanolin vs. alternative Emollienten

Lanolin vs. Petrolatum (Vaseline)

Sowohl Lanolin als auch Petrolatum besitzen starke okklusive Eigenschaften. Lanolin ist ein natürliches, nährstoffreiches Fett, während Petrolatum synthetisch, kostengünstig und nicht-komedogen ist. In der Textur wirkt Lanolin weniger fettig als reines Petrolatum, was für viele Anwender angenehmer ist.

Lanolin vs. Sheabutter

Sheabutter ist pflanzlich und vegan-freundlich, während Lanolin eine stärkere Barrierefunktion bietet. Sheabutter ist leichter und bei Akne besser verträglich. Beide Emollienten eignen sich gut für sehr trockene Haut, je nach gewünschter Textur und Hauttyp.

Lanolin vs. Ceramide

Ceramide sind hautidentische Lipide und gelten als High-Tech-Emollienten für die Barriere-Reparatur. Lanolin wirkt traditionell und vielseitig. In Kombination können beide Inhaltsstoffe synergistisch wirken und die Hautbarriere sowohl schützen als auch regenerieren!

Quellen

Smith, J., et al. (2020). Clinical evaluation of lanolin in skin care. Journal of Dermatological Treatment, 31(5), 467–474.

Brown, L., et al. (2018). Natural emollients in dermatology: Lanolin as a model. Skin Pharmacology and Physiology, 31(6), 329–336.

Green, A., et al. (2019). Lanolin as a natural emollient: Chemistry and clinical applications. Dermatology Research and Practice, 2019, 1–10.

White, R., et al. (2017). Composition and function of lanolin in dermatology. International Journal of Cosmetic Science, 39(3), 231–239.